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Geschichte:
Alles begann mit einem nicht genau zu identifizierendem Gezwitscher im Dach unseres Schuppens.

Die erste Vermutung war, dass es "nur" irgendwelche Vögel sind. Dann sah Edgar ein "Stückchen" Tier, was wie ein Marder aussah. Zu dem Zeitpunkt haben wir noch lange nicht an Waschbären gedacht.

Am Tag darauf kam dann die große Überraschung. Wir erfuhren, dass eine Waschbärmutter da war, die aber schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen wurde. So wurde uns langsam klar was für einen „Marder“ Edgar gesehen hatte.

Am nächsten Morgen, dem 28. April 2007, saß ein Waschbärbaby unter dem Holzstapel auf dem Boden und schrie fürchterlich.

Renate hat es dann vorsichtig eingefangen, in die Badewanne gesetzt und ein Schälchen mit Babymilch hingestellt.

Im Schuppen war jedoch noch immer ein Geschrei zu hören. Mit Hilfe der inzwischen herbeigerufenen Eltern haben wir angefangen, den riesigen Holzstapel Scheit für Scheit beiseite zu schaffen.

Zwei weitere Bärchen, die glücklicherweise schon ein Stückchen hinterm Holzstapel uns entgegen krochen, kamen zum Vorschein.

Abends kam Edgar nach Hause und meinte, ob wir die Waschbären wieder frei gelassen hätten, denn unten auf dem Holz krabbelt einer rum. Da war doch tatsächlich noch ein viertes Bärchen ... Aus der Badewanne wurde also eine Unterkunft mit Häuschen für 4 Bärenbabys.

An der Flasche trinken wollte keines der Kleinen und Renate versuchte es mit einem nahrhaften Brei. Sie weichte in der Babymilch Haferflocken ein und gab etwas zerdrückte Banane dazu. Nach ein paar Versuchen fraßen auch tatsächlich die Bärchen selbst den Brei.

Ein Besuch bei der Tierärztin stand natürlich auch an, bei dem die Kleinen untersucht und entwurmt wurden. Auch bekam Renate dort das richtige Milchpulver für die Bärchen, eine teures, aber gutes Katzenersatzmilchpulver – KMR.

Die folgenden Nächte verbrachte Renate im Wohnzimmer auf dem Sofa. Sie stellte sich darauf ein, dass sie auch nachts die Bärchen zu füttern habe, doch so oft schrieen sie nachts nicht.

Renate las viel im Internet, wo sie auch einen Artikel fand, in dem stand, dass die Bärenmutter nachts nur ganz am Anfang bei den Jungen ist und später dann auf Futtersuche geht. Somit waren es die Kleinen gewöhnt nichts zu bekommen.

Da schon ein leichter Zahnansatz bei den Kleinen zu sehen war, dürfte das geschätzte Alter etwa bei 4 Wochen gelegen haben, gewogen hatten sie 300g – 400g.



Es war ganz schön was los mit 4 Waschbärbabys und zum Glück haben unsere Kinder, die auch von ihnen begeistert sind, schön mitgeholfen sie zu pflegen und Geborgenheit zu geben. Denn alleine mit Füttern waren die Kleinen nicht zufrieden, sie wollten viel in den Arm genommen werden und auch nuckeln. So kam es, dass sie anfingen an Renates Armen kräftig zu nuckeln und ihr damit unzählige „Knutschflecken“ zu machen. Faszinierend war, dass die Bären dann richtig schnurrten wie eine Katze und es war schön sie so zufrieden zu erleben.

Sorgen machte ein Bärchen, das sowieso schon viel kleiner war als die anderen und immer nur das Nötigste fraß, aber es fraß. Bei den anderen 3 Bärchen sah man, dass sie kräftiger wurden aber beim Kleinsten leider nicht. So kam es, dass gut 2 Wochen nach dem Fund, das Kleinste einfach in Renates Händen verstarb.

Es blieb kaum Zeit für eine Trauer, denn 2 andere Bärchen bekamen starke Atemgeräusche. Obwohl sie von der Tierärztin sofort Antibiotika bekamen, waren sie aber dann trotzdem nach ein paar Stunden auch in Renates Händen verstorben.

Vermutlich hatten sie Futter eingeatmet. Wir wussten gar nicht wie uns geschieht, alles ging so schnell und wir waren gepackt von Trauer und Selbstvorwürfen.



Jetzt blieb nur noch ein Bär zurück, bei dem wir ständig Angst hatten, dass er es auch nicht schafft. Renate legte ihm eine Heizdecke unters Häuschen, weil er ja keine Geschwister mehr zum Ankuscheln und Wärmen hatte und trug ihn überall mit, meist unter ihrem Pulli.

Er schaffte es, alleine aus der Wanne zu kommen, setzte sich immer hinter die Badtüre und schrie, er wollte nie alleine bleiben, so dass Renate ihn sogar mit zum Einkaufen nehmen musste, wenn nicht gerade eins der Kinder da war und ihn nahm.

Auch nachts gab es jetzt Probleme zum eigenen Schlaf zu kommen, es dauerte oft bis nach Mitternacht, bis er endlich im Häuschen blieb und schlief.

Kam es hart, schlief Renate sogar mit ihm zusammen auf dem Sofa, aber wohl war ihr dabei nicht, nicht dass sie sich auch noch auf ihn lege.

Die große Frage war jetzt natürlich auch, was wir mit dem Bärchen machen werden. Er war und ist so süß und zutraulich, hat auch vor unserem Hund keine Angst, so dass an Auswildern gar nicht zu denken ist.

Es hätte uns eh nicht gefallen, da es viele Gefahren in der freien Wildbahn gibt und wir viel zu viel mitgemacht hatten, als dass wir ihn einfach laufen lassen und nicht erfahren, wie es ihm mal ergehen wird.

Die Wildparks sind auch zur Genüge ausgestattet mit Waschbären und am Liebsten hätten wir "Bärchen" - so nannten wir ihn inzwischen - einfach mit in der Wohnung gehalten. Es gibt genug im Internet zu lesen, dass Waschbären nicht in die Wohnung gehören, denn sie verwüsten einfach alles.

Das große Glück war, dass Renates Eltern auch ganz vernarrt mit dem Bärchen sind und uns dabei immer unterstützen. So kam auch von ihnen das Angebot, dass sie uns ein Gehege bauen lassen würden.

Also Bärchen wird behalten!



Jetzt kam das nächste Problem: Waschbären alleine zu halten wäre Tierquälerei, es sind sehr soziale Tiere, die sich in kleinen Rudeln zusammen tun und alleine vereinsamen würden.

Renate fand es zwar verrückt, doch sie suchte über's Internet nach einem Waschbärbaby. Dabei kam sie auch zu Adressen von Waschbärexperten, die sie bei Fragen immer gern anrufen darf, worüber sie natürlich froh ist.

Oft gibt es zu viele Bärenbabys, doch dieses Jahr war anscheinend keines zu bekommen ... bis sie dann endlich einen in Augsburg fand. So weit zu fahren war ihr nicht Recht, aber es ist ja eine einmalige Sache und Bärchen ist dann auch nicht mehr alleine.

So zahm wie unser Bärchen war der neue Bär, genannt Benny, natürlich nicht und biss Renate auch gleich. Doch er kam zu uns ins Haus, wir nahmen ihn viel und es wurde immer besser. Auch unser Bärchen freundete sich immer mehr mit ihm an.

Die Nächte wurden schlagartig besser, denn zu zweit konnte man sie ins Bad sperren und man hatte die ganze Nacht Ruhe, so dass Renate auch langsam wieder in ihrem Bett, ein Stockwerk höher, schlafen konnte.

Mit dem Fressen für die Bärchen war es nicht leicht, sie nahmen so schlecht neues Futter an und auch der Brei durfte nur genau wie sie es kannten gemacht werden. Mischte man ein anderes Obst darunter, wurde er abgelehnt.

Aber nach und nach erkannten die Bären auch, dass es noch andere Sachen gibt, die gut schmecken. Man musste halt immer wieder was Neues ausprobieren und schauen, ob sie es mögen.



Nicht lange nach Benny kam neue Aufregung ins Haus. Eine Frau aus unserem Ort rief an. Sie wusste, dass wir Waschbären haben und sagte, dass sie bei sich im Garten einen kleinen Waschbär gefunden hat und nicht weiß, was sie machen soll.

Renate fuhr mit ihrer Tochter Tina hin und überlegte noch, ob nicht vielleicht die Waschbärmutter in der Nähe sein könnte. Doch der Bär sah sehr verhungert und nicht versorgt aus. Also wickelte Tina ihn in ein Tuch und sie nahmen ihn mit.

Renate machte ihm gleich ihren Spezialbrei in eine Schale, doch er fraß nicht. Erst als sie versuchte ihn mit dem Löffel zu füttern, reagierte er und leckte dann den Brei selbst.

Als Renate dann den Bär hochhob, sah sie auf einmal Maden auf ihrer Hose. Sofort hat sie den Bär in eine Kiste gepackt und ist zur Tierärztin gefahren. Dort entdeckten sie drei große, tiefe Wunden die voller Maden waren.

Der Bär wurde eingesprüht, sie bekam eine Salbe mit und den Auftrag, alle paar Stunden den Bär in ein Sitzbad zu geben, dass es die Maden ausspült und ihn außerdem erst einmal von den anderen Bären fern zu halten.

Renate kaufte Handschuhe und versorgte den Bär, den wir nun erst einmal im Keller in einem Hasenstall unterbrachten.

Dem Bär ging es unglaublich schlecht, er musste unheimliche Schmerzen haben und war außerdem kurz vorm Verhungern. Durch das Sitzbad war zu sehen, wie fürchterlich mager er war, weil das Fell erst darüber hinweg täuschte.

Die meiste Zeit rollte er sich komisch ein und schlief, fraß aber zum Glück auch, wenn er sein Futter fand. Denn es dauerte immer erst eine Weile, bis er begriff, dass Futter da ist. Dann biss er erst nur in den Rand des Napfes, bis der Brei gefunden wurde. Stehen konnte er auch kaum, fiel ständig um.

Wir waren überzeugt, dass der Bär, eigentlich eine Bärin, blind ist. Sie reagierte gar nicht auf Bewegungen und schaute immer so seltsam daher. Mit der Zeit wurde sie aber immer kräftiger, im Verhalten immer normaler und ist zum Glück auch nicht blind.

So kam es, dass wir sie – Cindy - zu den zwei anderen Bären lassen konnten und sie sich alle anfreundeten.



Klar wurde aber auch, dass wir sie nicht mehr alle im Haus halten können. Benny liebte es, immer hinter den Fernseher zu gehen und die Kabel raus zu ziehen und zeigte überhaupt unserem Bärchen allerlei Unsinn. Auch waren sie nicht so stubenrein, wie Waschbären es sein können. Mal gingen sie in die Wanne und machten aufs Papier, mal ins Katzenklo, aber leider auch hinters Sofa.

So ging es nicht mehr weiter, auch wenn uns das nahe Zusammenleben gut gefallen hat.

Die Notlösung war, bis das Gehege gebaut ist, sie im Hühnerstall unter zu bekommen. Unsere Hühner nahmen Renates Eltern mit, die auch selbst Hühner haben. Den Stall haben wir dann desinfiziert und für die Bären hergerichtet.

Anfangs ließen wir sie nur stundenweise hinein und dann immer länger, auch nachts. Besonders Bärchen fühlt sich nicht so wohl, er kannte von Anfang an nur die Wohnung. Natürlich darf er immer wieder mal ins Haus und wird auch viel von unseren Kindern zu einem Spaziergang an der Leine mitgenommen. Die anderen zwei Bären kommen mit dem Laufen an der Leine nicht so gut zurecht.

Renate setzt sich täglich lange zu den Bären in den Stall. Die kennen das schon genau, denn sie bringt immer eine kleine Nascherei in Form von Nüssen, Trockenobst, Popcorn oder auch mal, von ihnen sehr geliebt, einen Schokokeks mit. Allerdings muss man sich mittlerweile gut ausrüsten, mit geschlossenen Schuhen, langer Kleidung und Handschuhen, denn die Waschbären sind in ihrer Spiel-Beißphase und können ganz schön fest zubeißen.



Renates Eltern, besonders ihr Vater Roland, hat sich voll in die Planung des Geheges gestürzt. Renate hielt es ja schon fast für zu viel Aufwand, dass alles mit einem Gitter zu sein muss, da meinte doch Roland, dass auch die Erde ausgebaggert gehört und ein richtiges Fundament her muss. Das Gehege soll schließlich gut sauber zu halten sein und gut vom Regen ausgespült werden können. Versickert es immer nur in die Erde, würde es bald stinken.

So kam es, dass eine Baufirma eine Woche lang bei uns beschäftigt war mit Ausbaggern, Fundament gießen und mit sonstigen Überraschungen, die ein altes Haus so zu Tage bringt, wenn es frei gelegt wird.

Das Gehege wurde dann mit Mineralbeton und viel Sand aufgefüllt und an zwei Seiten gemauert.

Mittlerweile ist auch alles ausgemessen worden für ein festes Gitter mit einer teilweisen Überdachung und wir sind jetzt nur noch am Warten, bis das Gitter angefertigt ist und angebracht wird.



Am 24.09.07 ging es endlich weiter mit dem Gehege. Es ging die ganze Woche rum bis alles angefertigt war. Trotz viel Regen wurde tapfer und durchnässt dran gearbeitet.

Wir und besonders natürlich die Bären sind überglücklich über den vielen Platz und die Spielmöglichkeiten. Besonders der Reifen hat es Bärchen angetan.

Am 27.09.07 kam dann sogar das Fernsehen und drehte mit unseren Stars, die sich wie Profis verhielten.

Wir hoffen, dass unsere Bären jetzt ein langes, gesundes und glückliches Leben bei uns haben werden. Wir jedenfalls geben uns alle Mühe dafür.



Am 23.05.2009 haben wir ein weiteres Waschbärmädchen aufgenommen.

Unsere Cindy zog sich immer mehr zurück, lag überwiegend nur noch alleine auf dem Schlafhaus und wirkte traurig, während die zwei Herren viel zusammen sind.

So wurde es immer klarer, dass sie eine Kameradin braucht. In der Natur gesellen sich Männchen und Weibchen getrennt zusammen, außerdem ist eine ungerade Zahl an Bären eh ungünstig, weil einer sozusagen überflüssig ist.

Wir wollen eben alles Mögliche tun, dass alle Bären glücklich sind, das ist hoffentlich ein weiterer Gewinn.
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